Erfahrungen
Seit dem Jahr 1999 wird die Juniorwahl in Deutschland parallel zu Landtagswahlen, Bundestagswahlen und Europawahlen durchgeführt. In dieser Zeit konnte das Projekt in seiner Durchführung ständig erweitert und verfeinert werden.
Es ist uns ein zentrales Anliegen die Meinungen und Anregungen der beteiligten Lehrkräfte sowie der Schülerinnen und Schüler auszuwerten und im Sinne einer ständigen Weiterentwicklung des Projektes zu nutzen. Hierfür wird nach jeder Juniorwahl eine Evaluation durchgeführt, die in Hinblick auf wahl- und bundeslandspezifische Merkmale wie auch langfristige Tendenzen umfassend analysiert wird. Diese Daten werden ergänzt durch Beobachtungen vor Ort und persönliche Gespräche mit den beteiligten Akteuren.
Die Ergebnisse der Evaluation zeigen, dass insgesamt von einem sehr erfolgreichen Projekt gesprochen werden kann. Es hat sich sowohl hervorragend im Schulalltag bewährt als auch über die Jahre zu einem nachgefragten Angebot der politischen Bildung etabliert.
Die Stellungnahmen der beteiligten Schulen sind durchweg positiv. Vor allem werden die professionellen Hilfestellungen und die Organisation gelobt, ebenso wie das didaktische Begleitmaterial. Es sei alles "sehr professionell organisiert", es gab eine "sehr gute Betreuung" und ein "hervorragendes Timing". Schließlich geben 96 Prozent aller Schulen der Projektorganisation die Note "sehr gut" oder "gut". Der Projektansatz sei eine sehr wirksame Form der politischen Bildung für Jugendliche. Vor allem durch den Wahlakt würde der rein theoretische Rahmen aufgehoben. Lehrende berichten, die Jugendlichen hätten das Gefühl, "für das Leben zu lernen". Insgesamt 94 Prozent aller Schulen geben dem Projektkonzept die Note "sehr gut" oder "gut". 99 Prozent aller Schulen möchten erneut an einer Juniorwahl teilnehmen.
Als Gründe führen die Lehrerinnen und Lehrer die innovative Verbindung von Theorie und Praxis an, wobei sie vor allem die Einbeziehung der Schülerschaft in das Projekt herausragend finden. Die praktische Durchführungserfahrung sei wichtig für das weitere Leben. Das Projekt rege auch solche Schüler an über Wahlen nachzudenken, die anfangs nicht mitmachen wollten. Das Interesse und die Freude der Jugendlichen ist groß, so dass viele Schulen das Projekt als "großen Erfolg" und "Bereicherung" empfinden.
An den Schulen entsteht durch die Juniorwahl eine sehr positive Stimmung rund um die Wahl und eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Politik. In vielen Fällen wird dies auch durch Podiumsdiskussionen mit Politikerinnen und Politikern sowie eigenen Wandzeitungen unterstützt. Auch in den Pausen ist Politik auf einmal ein Thema. Durch die begleitende Berichterstattung trägt sich diese Stimmung lokal weiter und mit einer Wahlbeteiligung von durchschnittlich 88 Prozent übernehmen die Jugendlichen eine Art Vorbildfunktion für ihre Eltern.
Unterstützt wird dieser Eindruck auch, wenn man "kleine Geschichten" am Rande betrachtet: Eine Mutter, die ihrem Sohn die fehlende Wahlbenachrichtigung in die Schule bringt; eine Schülerin, die mit dem Reisepass ihrer Mutter kommt und fragt, ob sie damit wählen darf, da sie selbst noch keinen Ausweis hat...- dies unterstreicht deutlich die Ernsthaftigkeit des Projektes, bis hinein in die Familien.
Entscheidend ist und bleibt, dass die Jugendlichen spüren, ernst genommen zu werden. Dies gelingt der Juniorwahl dadurch, dass der Wahlakt exakt realitätsnah simuliert wird und das Projekt schulübergreifenden und bundes- bzw. landesweiten Charakter hat. Und daher kommt die Juniorwahl bei den Jugendlichen so gut an: "Wir haben viel gelernt über Wahlen und Demokratie", fasst Andrea (15 Jahre) die Projektarbeit zusammen. "Ich finde es wichtig, dass auch die Meinung der Jugendlichen zählt", sagt Manuel (16 Jahre). Früher habe er sich nicht für Politik interessiert, das habe sich jetzt geändert. "Politik war bei uns Dauerthema. Wir haben auch in den Pausen heftig diskutiert", sagt Tobias (14 Jahre). So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich mehr als 80 Prozent der Schülerschaft eine Wiederholung der Juniorwahl wünscht.
Die Juniorwahl beweist, dass die Kombination aus politischer Bildung, Aktion und positiver Öffentlichkeitswirkung sehr gut funktionieren kann. Die allseits beklagte "Politikverdrossenheit" ist dabei ein Fremdwort.