Wissenschaftliche Untersuchungen
Mehrfach wurde der Projektansatz der Juniorwahl unter die wissenschaftliche Lupe genommen. Dazu zählen wissenschaftliche Begleitforschungen in Deutschland zur Juniorwahl und auch in den USA zur vergleichbaren Initiative "KidsVoting".
Beispielsweise wurde im März 2001 die Juniorwahl parallel zur Landtagswahl in Baden-Württemberg wissenschaftlich durch die Universität Stuttgart - unter Federführung des Lehrstuhlinhabers für Sozialwissenschaften Prof. Dr. Oscar W. Gabriel - begleitet. Dabei wurde unter anderem festgestellt, dass die Kenntnisse über demokratische Abläufe und politische Zusammenhänge deutlich anstiegen und die Hauptprofiteure der Juniorwahl Hauptschulen und Realschulen sind. Dort ist der Wissenszuwachs am größten. Zudem konnte nachgewiesen werden, dass der Anteil der Nichtwähler von 22 Prozent auf unter 7 Prozent sank. Das Gesamturteil der Studie lautete: Eine regelmäßige Durchführung ist äußerst sinnvoll.
Auch das Projekt "KidsVoting", das es in den USA seit über 25 Jahren gibt, wurde bereits vielfach von mehreren Universitäten bzw. von verschiedenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern untersucht.
Im Rahmen der wissenschaftlichen Untersuchungen wurde unter anderem festgestellt, dass Jugendliche und Kinder ihre Eltern auf direkten oder indirekten Wegen zur Beteiligung an der Wahl angestoßen haben, da sie sich stärker mit der anstehenden Wahl auseinandersetzten und mehr politische Diskussionen innerhalb der Familien entstanden. Es konnte nachgewiesen werden, dass sich die Eltern der beteiligten Jugendlichen um durchschnittlich 4 Prozent (teilweise bis zu 9 Prozent) häufiger an der realen Wahl beteiligten. Damit wurden vor allem Familien erreicht, die ansonsten aus dem politischen Geschehen ausgestiegen waren.
Zusätzlich schließt das Projekt die Lücke zwischen Schülern von höherem und niedrigerem sozio-ökonomischen Status. Jugendliche mit niedrigerem sozialen Status werden anhand aktueller Themen auf das gleiche Niveau von Interesse und Teilnahme gehoben. Außerdem konnte nachgewiesen werden, dass sich die Zahl der jungen Zeitungsleserinnen und -leser beinahe verdoppelte.
Darüber hinaus regen die Jugendlichen und Kinder ihre Eltern zum Lernen an, da sie nachfragen, innerfamiliäre politische Gespräche anstoßen und dabei u.a. auch ihr erlerntes Wissen weitergeben. 71 Prozent der an dem Projekt teilnehmenden Jugendlichen gaben an, bei ihren Eltern zu verschiedenen Themen nachgefragt zu haben. Und auch ein größeres Wissen über politische Zusammenhänge lässt sich empirisch belegen: Beinahe 99 Prozent der Lehrerschaft hatte das Gefühl, das Wissen ihrer Schülerinnen und Schüler gesteigert zu haben.
Zusammenfassend ergeben sich folgende Schlussfolgerungen: Solch ein Projekt generiert mehr Wissen bei Jugendlichen und eine stärkere politische Diskussion innerhalb der Familien. Zudem kommt ein wesentlicher positiver Effekt zur Überwindung sozio-ökonomischer Unterschiede zustande. Hinzu kommen eine erhöhte Meinungsbildungsfähigkeit der Schüler und mehr Partizipation am politischen Geschehen auf allen Ebenen (auch in den Schulen) sowie eine zweite Chance der politischen Sozialisation für sozial schwache Familien. Die Anzahl jugendlicher Zeitungsleser steigt ebenso wie die Wahlbeteiligung der Eltern.
Eine empirische Studie zur Untersuchung der Wirksamkeit des Instruments der Juniorwahl für die politische Bildung am Beispiel von weiterführenden Berliner Schulen
Die Durchführung der Juniorwahl führt zu:
→ einem Anstieg der politischen Kommunikation unter Schüler/-innen→ einem Anstieg des politischen Interesses→ zu einer stärkeren Parteipräferenz→ zu einer höheren Anerkennung von demokratischem Konfliktverhalten→ zu einem Anstieg der politischen Partizipationsbereitschaft→ Verminderung von Unterschieden bei politischen Einstellungen und Ansichten von Schüler/-innen der Integrierten Sekundarschule und des Gymnasiums Hochschule Magdeburg Stendal, Freie Universität Berlin, September 2015Eine empirische Studie zur Untersuchung der Wirksamkeit des Instruments der Juniorwahl für die politische Bildung am Beispiel von weiterführenden Schulen in Sachsen-Anhalt
Die Juniorwahl wurde zu den Europawahlen 2014 an weiterführenden Schulen in Sachsen-Anhalt evaluiert. Erhoben wurden dafür folgende politische Einstellungen als überprüfbare Indikatoren: Die Identifikation mit Deutschland, der Region und Europa, das Interesse an den Europawahlen, die Selbstwirksamkeit in Hinsicht auf das politische System, der Lernerfolg und die Wahlbereitschaft.
Die Durchführung der Juniorwahl:
→ wirkt sich positiv auf die Identifizierung mit der EU aus→ steigert das Interesse an Europa-Wahlen→ führt zu einer stärkeren Parteipräferenz→ wirkt insbesondere an Integrierten Sekundarschulen und somit bei Schüler/-innen, die besonders häufig von sozialer Ungleichheit betroffen sind Hochschule Magdeburg Stendal, Freie Universität Berlin, September 2016Wie stark identifizieren sich muslimische Jugendliche mit Deutschland? Analysen und Handlungsansätze für die politische Bildung - Sonderartikel von Prof. Dr. Rahim Hajji und Prof. Dr. Sabine Achour
Der vorliegende Artikel behandelt die Frage, wie stark die Identifikation mit Deutschland von Schüler/-innen ist, die sich selbst als muslimisch bezeichnen. Außerdem wird untersucht, wie dies mit dem institutionellen Rahmen von Schule und speziell politischer Bildung zusammenhängt, da die Schule die einzige gesellschaftliche Sozialisationsinstanz ist, die alle Individuen besuchen. Sie hat damit die Chance, Jugendliche auf politisches Engagement in einer heterogenen, von Vielfalt geprägten Gesellschaft vorzubereiten.
Hochschule Magdeburg-Stendal, Freie Universität Berlin, September 2015
Die Veränderung der politischen Einstellung durch den Einfluss des Lern- und Spaßempfindens bei der Juniorwahl
Zur Untersuchung wurde auf die Daten der Evaluation der Juniorwahl vom September 2013 an Berliner Gymnasien und Integrierten Sekundarschulen zurückgegriffen. Es wurde überprüft, inwieweit das subjektive Lern- und Spaßempfinden der Schüler/-innen bei der Juniorwahl die Veränderungen von politischen Einstellungen beeinflusst.
→ die Juniorwahl spricht die emotionale Ebene an→ die Juniorwahl kann als Instrument der politischen Bildung politische Einstellungen verändern→ die Juniorwahl vermittelt Freude an politischer TeilhabeHochschule Magdeburg-Stendal, Juli 2016
Eine Studie zur Wahlbereitschaft von Jugendlichen. Ergebnisse aus der Begleitforschung zur Juniorwahl 2007 in Bremen
Im Rahmen der Bürgerschaftswahl 2007 in Bremen wurde das Projekt Juniorwahl evaluiert (Vorbereitung, Durchführung, Qualität der Unterrichtsmaterialien, Beteiligung der Schülerinnen und Schüler) und untersucht, wie sich das Projekt Juniorwahl auf die tatsächliche Wahlbeteiligung auswirkt.
→ insgesamt positive Bewertung der Juniorwahl durch Schüler/innen und Lehrkräfte→ Stärkung des politischen Interesses→ politische Diskussionen in der Schule wirken sich besonders positiv auf die Wahlbereitschaft von Jugendlichen aus Universität Bremen, 2007